Presse

Hier finden Sie Veröffentlichungen und Artikel über die Herberge zur Heimat.

Wohin mit den Geschenken?

Seit 140 Jahren wird in der Herberge zur Heimat mit wohnungslosen Menschen am Heiligabend gemeinsam gefeiert. Ganz familiär und besinnlich. Bei Kaffee und Keksen am Nachmittag, am Abend mit weihnachtlicher Musik, kleinen Geschenken und Kartoffelsalat und Würstchen. Der geschmückte Weihnachtsbaum leuchtet festlich.

Nun ist dieses Jahr alles anders. Die Pandemiesituation lässt es leider nicht zu, dass Klient*innen aus allen Wohnangeboten gemeinsam im Haus in der Gartenstraße 6 in Hildesheim an der schön gedeckten Tafel sitzen. Das Abendessen und die Geschenke werden dieses Jahr zu den Bewohner*innen in die Zimmer, Wohnungen und Apartments gebracht. Vielleicht findet sich für die Überbringer ja auch noch ein Weihnachtsmannkostüm – oder lieber ein Paar Engelflügel? So soll wenigstens ein bisschen Weihnachtsstimmung verbreitet werden.

Auch die gemeinsame Weihnachtsfeier unseres Tagestreffs „Lobby“ und der Ambulanten Wohnungslosenhilfe fällt dieses Jahr aus. Die Geschenke werden ohne Feier am 23. Dezember verteilt.

Wir dachten: ein wenig herumfahren zu unseren Besucher*innen, das ist schnell erledigt. Doch dann kam es ganz anders.

Die Robert- Bosch- Gesamtschule hat viele Päckchen und Taschen gepackt mit Süßigkeiten, Kaffee und Tee, Duschgel, Zahncreme und andere Dinge des täglichen Lebens, Socken und Mützen und vieles mehr! Für jede und jeden ist ein Päckchen dabei!

Die Marienschule bietet seit einigen Jahren im November den „Hildesheimer Wohlfühlmorgen“ an. Hier können Menschen, die nicht viel Geld haben, kommen und sich verwöhnen lassen: Frühstück & Mittagessen genießen, Frisör, Massage, Pediküre, Beratung, Musik hören u.v.m.
Die Schüler*innen, Lehrer*innen und auch Eltern wollten es in diesem Jahr nicht hinnehmen, dass der Wohlfühlmorgen ausfallen solle. So wurde gebacken, genäht, um Spenden gebeten, Gutscheine organisiert und vieles mehr.

Dank der Unterstützung der Bürgerstiftung Hildesheim bekommt jede*r Besucher*in der Lobby/ der Ambulanten Wohnungslosenhilfe noch einen Lebensmittelgutschein dazu.

Niemand hat die vielen Pakete und Tüten gezählt. Die Vinzenzpforte, der Gute Hirte, die Herberge zur Heimat und die Lobby haben die Geschenke in viele Autos gepackt, um sie an die entsprechenden Orte zu bringen.

Wir sind berührt von der Unterstützung der Hildesheimer*innen.

Wir alle sagen „Danke“, dass dieses ungewöhnliche Weihnachten zu einem ganz besonderen Weihnachtsfest für bedürftige Menschen in Hildesheim wird.

Wärme gegen Not

Kein Mensch auf dieser Erde sollte frieren oder traurig sein.

Wärme gegen Not ist ein Projekt, welches 2014 von Petra Bremicker ins Leben gerufen wurde.
Handarbeitsbegeisterte Frauen und Männer haben es sich zur Aufgabe gemacht Mützen, Schals, Handschuhe, Socken und viele weitere Produkte von Hand herzustellen und an bedürftige Mitmenschen oder Einrichtungen weiter zu geben.

Am 30. Januar besuchte Gruppenmitglied Gino Caronna die Herberge zur Heimat und übergab im Auftrag von „Wärme gegen Not“ handgestrickte Socken.

Wie Sie Teil des Projektes werden oder dieses unterstützen können erfahren Sie hier: Wärme gegen Not

Alle Jahre wieder – und doch immer etwas Besonderes

Jedes Jahr feiert die Herberge zur Heimat das Weihnachtsfest. Gemeinsam mit Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen werden bereits zur Vorweihnachtszeit Räume dekoriert, Plätzchen gebacken und Ideen für die Feiertage gesammelt. Auch wenn das „Fest der Liebe“ bei vielen Menschen Erinnerungen an ein Leben vor der Wohnungslosigkeit weckt, gelingt es den Beteiligten jedes Jahr, gesellige Tage miteinander zu verbringen.

Zum Weihnachtsfest 2019 gab es am Heilig Abend ein leckeres Weihnachtsessen – Gänsekeulen mit Rotkohl und Kartoffeln. Von der Herberge gibt es für jede/n Bewohner/in eine kleine Überraschung – niemand geht leer aus; auch Besucher*innen die an diesem Tag dabei sind, nicht. Aber an diesem Weihnachtsfest gab es noch eine Besonderheit: Die Bewohner*innen konnten sich zusätzlich über Weihnachtsgeschenke, ermöglicht durch Spendengelder der BürgerStiftung, freuen. Mit Hilfe einer Weihnachtsliste, den persönlichen Wünschen und tüchtigen Helfern*innen wurden die verschiedensten Geschenke besorgt, eingepackt und unter den Weihnachtsbaum gelegt.

Alle haben sich sehr über die Unterstützung und die Geschenke der BürgerStiftung Hildesheim gefreut und sagen „Danke“.

Die Besucher*innen unseres Tagestreffs „Lobby“ und der Ambulanten Wohnungslosenhilfe der ZBS Niedersachsen haben sich über neue Schlafsäcke und Isomatten, sowie warme Bekleidung gefreut – ebenfalls unterstützt durch die BürgerStiftung Hildesheim.

Alina Hallen, Daniela Knoop

Tag der Nachbarn

Auch wenn es in unserer Zeit leider oft genug anders gelebt wird: Für die Herberge zur Heimat sind alle Menschen gleichwertig. In diesem Auftrag nehmen wir jede*n so, wie er/sie ist. Unabhängig von Geschlecht, Klasse oder Nationalität. Unser Arbeitsumgang geschieht deshalb auf Augenhöhe. Die Gefahr in ein Machtgefälle zu rutschen, wird in fachlichen Teamrunden stets reflektiert und professionell zu minimieren versucht.

Im Quartier präsent zu sein, ist uns diesbezüglich ein wichtiges Anliegen. Durch Projekte wie das „Gast.Haus“ versuchen wir Schwellenängste auf Seiten unserer Bewohner und der Anwohner des Quartiers abzubauen. Nicht wenige lernen in diesem Prozess, dass „Wohnungslosigkeit“ ein enormes Stigmata darstellt und sich dahinter stets Menschen befinden.

Nordstädter Erzählcafé: „Mittendrin statt nur am Rand…“

Das Nordstädter Erzählcafé thematisiert im November die Arbeit von Bahnhofsmission und Wohnungslosenhilfe in Nord- und Innenstadt.

Am Mittwoch, 28. November, findet von 15.30 bis 17.30 Uhr das monatliche Nordstädter Erzähl-Café in der Begegnungsstätte Treffer, Peiner Straße 6, statt. Das Leben am Rand der Gesellschaft ist hart – noch härter wird es im Winter. Umso wichtiger sind die Anlauf- und Beratungsstellen. Das Erzählcafé im November widmet sich denen, die mit diesen Menschen arbeiten, die aus welchen Gründen auch immer einen Lebensweg eingeschlagen haben, der sie vor viele Herausforderungen stellt. Mittendrin, statt nur am Rande – es erzählen aus ihrer jeweiligen Perspektive Laura Spies und Dennis Krastinat vom Tagestreff Lobby in der Hannoverschen Straße und Susanne Bräuer von der evangelischen Bahnhofsmission.

Das Kooperationsprojekt der Diakonie Himmelsthür und der Gemeinwesenarbeit Nordstadt.Mehr.Wert der Lebenshilfe findet an jedem letzten Mittwoch im Monat statt. Menschen und ihre Geschichten aus dem Stadtteil stehen hierbei im Mittelpunkt. Für Fragen dazu stehen Sabine Howind unter Telefon 05121 6041297 oder Frank Auracher, Telefon 05121 2816311 gerne zur Verfügung.

Stadt Hildesheim

Mehr als ein Zuhause für Obdachlose!

Die Herberge zur Heimat Himmelsthür schafft mit dem Gast.Haus-Projekt ein neues Bindeglied zwischen „denen da drinnen und euch da draußen“

Von Daniela Knoop

Mit dieser Idee gewann die Herberge zur Heimat Himmelsthür im Januar 2015 eine Ausschreibung für Pilotprojekte der Nationalen Stadtentwicklungspolitik zum Thema „Städtische Energien – Zusammenleben in der Stadt“. Sie wurde mit 14 weiteren Projekten aus 240 Bewerbungen ausgewählt.

Das Gast.Haus-Projekt | Projektbeschreibung
Im Rahmen des Projektaufrufes „Städtische Energien – Zusammenleben in der Stadt“ werden Projekte gefördert, die Stadtentwicklung als Gemeinschaftsaufgabe verstehen. Die gemeinsame Verantwortung und das gemeinsame Schaffen stehen hierbei im Mittelpunkt. Stadtentwicklung heißt demnach, alle Akteure in die Planung und Durchführung zu Integrieren und allen Herausforderungen, die diese Zusammenarbeiten mit sich bringen, zu begegnen.
Bei der Stadtplanung geht es um die Frage, ob es angesichts sehr unterschiedlicher persönlicher und sozialer Voraussetzungen und sich ausdifferenzierender Lebensstile wieder ein gemeinsames Interesse gibt. Ziele des Beteiligungsprozesses sind zum einen die Stärkung des sozialen Zusammenhalts im Quartier und zum anderen die Übernahme der Verantwortung der Bürger für das eigene Umfeld. Hemmschwellen und Ängste sollen abgebaut werden.
Der erste Entwurf für das Projekt war schnell geschrieben und betitelt: „Gast. Haus – eine Herberge für Wohnungslose wird zum Treffpunkt im Quartier“. Recht schnell haben die Akteure festgestellt, dass damit der eine oder die andere verwirrt wurde. Es sollte weder ein Gasthaus werden, noch war es wahrscheinlich, dass in dem Haus ein klassischer Treffpunkt entsteht.
Die eigentliche Idee dahinter war, in einem Beteiligungsprozess – bestehend aus Bewohnern, Mitarbeitern und Nachbarn der Herberge – zu überlegen, was die Herberge als soziale Einrichtung mitten im Stadtteil für das Quartier tun kann:

  • Wie kann sich die Herberge öffnen?
  • Wie kann man Schwellenängste abbauen?
  • Welche Angebote kann man für Nachbarn schaffen?
  • Was können alle gemeinsam tun und erschaffen?
  • Wie können sich alle auf Augenhöhe begegnen?
  • Wie soll die Herberge zur Heimat verändert werden?

Das Gast.Haus-Projekt soll letztendlich nicht nur Nachbarn uns Gäste ins Haus locken, sondern die Bewohner sollen sich weiterhin im Haus und mit der neuen Situation wohl fühlen und alle gemeinsam sollen das Haus mit neuem Leben und einem neuen Geist füllen: Lesungen und Musik im Speiseraum oder im kleinen Hof, gemeinsam in der Werkstatt werkeln – gemeinsam leben und erleben.
Unter dem Slogan: Mehr als ein Zuhause für Obdachlose! Wir schaffen einen Ort als neues Bindeglied zwischen „denen da drinnen und euch da draußen“ startete das Projekt im April 2015. Die gewünschten und notwendigen Funktionen der Quartiers-Räume wurden im Beteiligungsprozess erarbeitet. Hier galt es, den Bewohnern der Herberge zur Heimat weiterhin ihren Raum und ihre Privatsphäre zu ermöglichen.
Das Projekt hat einen wesentlichen Grundstein für die Herberge zur Heimat gelegt, sich im Quartier zu etablieren und sich nach dem Trägerwechsel 2014 neu aufzustellen. Das Ende des Projektes war der Anfang einer neuen Idee: Sich für Nachbarn zu öffnen und sie ins Haus zu bitten. Gemeinsam etwas zu tun und im Haus gemeinsam Dinge zu entwickeln und umzusetzen –  all das war von nun an ganz normal!

Umsetzung des Gast.Haus-Projektes
Das Projekt bestand aus vier großen Bausteinen, die durch einen intensiven Beteiligungsprozess miteinander verzahnt wurden und so nachhaltig in die Zukunft wirken sollten:

  • Die räumliche Planung und Neugestaltung des Souterrains zur entsprechenden Nutzung für Wandergesellen auf der Walz und kranken Menschen, die auf der Straße leben – die Schlafkojen. Mit dem Angebot für die Wandergesellen wollen wir wieder ein wenig Tradition ins Haus holen, denn das Haus wurde 1879 – 1881 für Wandergesellen auf der Walz gebaut und ist erst seit Mitte der 1960er Jahre offiziell für wohnungslose Menschen.
  • Die Herrichtung eines „Entrees“ mit neuer Eingangstür und neu gestaltetem Treppenhaus, das Menschen neugierig macht und in die Herberge einlädt. Durch die neue Eingangstür kommt der rote Backsteinbau, erbaut durch den Baumeister Gustav Schwartz nach der sog. Hannoverschen Schule, wieder gut zu Geltung.
  • Die Öffnung des Hinterhofes durch den Austausch einer vorhandenen Tür gegen ein Tor, welches zum Hineinkommen einlädt. Die Werkstatt wurde vergrößert und der kleine Hinterhof verschönert. Geplant ist eine Mitmach.Werkstatt als „Raum für Begegnungen“.
  • Derzeit wird an einem Veranstaltungskalender gearbeitet, um mit kleinen Aktionen Gäste in die Herberge einzuladen. Dies soll die Hemmschwelle, das Haus zu betreten, verringern.

Der Projektverlauf wurde durch Herbergsbewohner, Mitarbeiter, Nachbarn und weitere Akteure im Stadtteil sowie Studenten der Hochschulen. Hierzu sind unterschiedliche Formate entwickelt worden. Mit Unterstützung des Büros für Soziale Architektur „alberts.architekten“ aus Bielefeld-Sennestadt wurde die interne Struktur für diesen Prozess erarbeitet und die Umsetzung diskutiert und geplant.
Auf einer Kick-off-Veranstaltung sind alle Gäste über die Projektidee informiert worden: Was ist die Herberge zur Heimat? Was macht sie so interessant? Und was kann man noch verändern und weiterentwickeln?
Die Ideenwerkstatt mündete in dem regelmäßig stattfindenden „Baumeisterfrühstück“.
Während des gesamten Projektverlaufs erhielt die Einrichtung Unterstützung durch die alberts.architekten, den Profis im Bereich Partizipation. Jedoch war das Thema Partizipation in einer Wohnungsloseneinrichtung auch für sie neu und so lernten alle Akteure gemeinsam voneinander. Beginnend mit ersten Diskussionen und Ideensammlungen in Form eines World-Cafés über erste gemeinsame Bauaktionen bis hin zum Möbelaufbauen mündete die Zusammenarbeit in ein Abschlussfest im Oktober 2017.
Außerhalb dieser öffentlichen Veranstaltungen haben Mitarbeiter und Bewohner gemeinsam mit externen Helfern, Handwerkern und Handwerksfirmen die Ideen umgesetzt. Die Berufsschüler der Abteilungen Zimmermänner haben gemeinsam mit uns die neue Wand für die Werkstatt errichtet.

Die große Herausforderung: Der Beteiligungsprozess
Ohne die stetige Zusammenarbeit der Bewohner, der Mitarbeiter und Nachbarn hätte dieses Projekt nicht realisiert werden können. Auch der Wechsel der Bewohner in der Herberge zur Heimat barg ein Risiko. Bewohner, die sich heute mit Freude beteiligen, könnten morgen schon wieder woanders sein. Es war nicht garantiert, dass die nächsten Bewohner ebenso begeistert sind und Lust zum Mitmachen haben.
Eine weitere Herausforderung lag darin, die Mitarbeitenden von dem Projekt zu begeistern.
Einige Kolleg*innen wollten das Projekt tatkräftig unterstützen, andere mussten den laufenden Betrieb aufrecht erhalten und die Veränderungen im Alltag begleiten. Handwerksfirmen und Interessierte, die gemeinsam mit uns unsere Ideen in die Tat umsetzen wollten, fanden sich schnell. Zeitweise wechselten die Besucher bei unseren Baumeisterfrühstücken. Ein großer Teil war regelmäßig dabei, aber es gab auch immer neue neugierige Menschen, de ins Haus gekommen sind. Eine große Herausforderung lag somit darin, alle Akteure immer auf den gleichen Stand zu bringen. Das Gast.Haus-Projekt war ein Pilotprojekt. Ob die Idee der Beteiligung funktioniert, war am Anfang nicht absehbar. Aber die Zeit hat gezeigt: Partizipation funktioniert!

Die Zeit nach dem Projekt
Im Januar 2018 ist das Projekt erfolgreich beendet worden. Staub und Dreck gehörten von nun an der Vergangenheit an. Das Projekt dauerte etwa 2 1/2 Jahre , die Umbauphase betrug rund 1 1/2 Jahre,
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Das Entree ist nun sehr einladend. Die Schlafkojen werden für kranke Menschen von der Straße genutzt. Zusätzlich ist eine Zusammenarbeit mit dem Medimobil geplant. Das Gast.Haus hofft im Frühjahr auf die ersten Wandergesellen. Mit den Wandergesellen soll wieder ein kleines Stück Tradition ins Haus geholt werden. Die Werkstatt bekommt den letzten Schliff und auch diese soll ab Frühjahr 2018 mit Leben gefüllt werden. Nachbarn können die Werkstatt nutzen: zum Werkeln für Holzarbeiten, Fahrradreparaturen etc. Bewohner und ehrenamtliche Helfer bieten dazu ihre Unterstützung an. Hier soll ein Raum für Begegnungen entstehen.
In 2018 wird es Lesungen von Autoren geben. Eine Kooperation mit kleinen Buchhandlungen in Hildesheim wird angestrebt.

Herberge wird zum Gast.Haus im Quartier

Herberge zur Heimat öffnet sich mit Hobby-Werkstatt und Schlafkojen für die Nachbarschaft und bindet beim Baumeisterfrühstück alle mit ein

Hildesheim. Ein Haus verändert und öffnet sich, und viele machen mit: In der Herberge zur Heimat in der Gartenstraße wird diskutiert, geplant, gestrichen und geschraubt. Die Unterkunft für Wohnungslose soll schöner werden und gleichzeitig offener für die Nachbarn im Quartier. Vieles ist schon geschafft, einige Arbeit steht noch an. Um einen weiteren Schritt voranzukommen hat die Herberge gerade ihr fünftes Baumeisterfrühstück veranstaltet – eine Kombination aus Arbeitseinsatz und Grillabend.

Vor zwei Jahren gehörte die Herberge zur Heimat im Wettbewerb „Städtische Energien – Zusammenleben in der Stadt“ des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit mit ihrer Idee „Gast.Haus“ zu 15 ausgewählten Projekten unter 240 Bewerbern. Das bedeutet eine Förderung von rund 100 000 Euro für die Umsetzung, noch einmal die gleiche Summe bringt die Herberge zur Heimat Himmelsthür gGmbH als Träger selbst auf.

Danach sei erst einmal ganz viel geplant und überlegt worden, erzählt Leiterin Daniela Knoop: „Und nach der ersten Ideenwerkstatt das meiste wieder umgeworfen. So ist das eben bei einem Beteiligungsprozess.“ Denn was sich in der Herberge zur Heimat verändert, sollen alle gemeinsam entscheiden, Bewohner, Mitarbeitende und Nachbarschaft. Schließlich soll das Haus auch für alle da sein.

Inzwischen ist einiges verwirklicht. Im in die Jahre gekommenen Untergeschoss wurden Toilette und Dusche saniert und es sind drei kleine, frisch renovierte Schlafräume entstanden. In den „Schlafkojen“ finden Wohnungslose, die auf der Straße leben, kurzfristig ein Dach über dem Kopf, wenn sie krank werden. Auch Handwerksgesellen auf der Walz können hier kostenlos übernachten, womit das Haus an seine Geschichte anknüpft.

Die neue Haustür und die neuen Etagentüren sind fertig und warten auf ihren Einbau, außerdem gibt es Etagentelefone und W-LAN für die Bewohner. Malermeister Stephan Sättele hat Farbe mitgebracht und streicht mit HelferInnen Proben an die Wände im Treppenhaus. Die Gemeinschaftsplaner haben sich für kräftige Akzente an den Stirnseiten entschieden, Lila, Rosa, Hellgrün – nun wird sich zeigen, ob die Farben an der Wand so wirken wie gewünscht.

Im Hinterhof entsteht ein Kernstück der Veränderung: Der Aufenthaltsraum für Raucher wird verkleinert, damit die Mitmach-Werkstatt wachsen kann. Hier sind in Zukunft auch Nachbarn willkommen, die ihr Fahrrad reparieren oder ein Möbelstück aufarbeiten wollen, und denen es zu Hause an Werkzeug und Platz fehlt. Die Zwischenwand wird im skandinavischen Stil mit dunkelroten Latten dekorativ verkleidet. Viele Hände packen mit an und bringen ein Brett nach dem anderen in Position, Handwerker sind dabei, Bewohner, Praktikanten, Studenten.

Ingo Lübben zum Beispiel, als Zimmermann an einer Berufsschule tätig, hatte sich als Nachbar für das historische Gebäude interessiert – und wurde prompt in das Gemeinschaftsprojekt eingebunden. Marvin Ahlburg ist Masterstudent der Sozialen Arbeit und hat mit einer Gruppe bei den Nachbarn herumgefragt, was am meisten gebraucht wird, und wann die Werkstatt geöffnet sein sollte. Jetzt heißt es wieder Planen: welches Werkzeug müssen wir bereitstellen? Wie gewährleistet man Sicherheit im Umgang mit Säge und Bohrmaschine?

Einige der Bewohner haben handwerkliche Fähigkeiten, die beim Umbau mal wieder zum Einsatz kommen können. Über praktische Mithilfe sei mancher eben leichter einzubinden als mit sozialpädagogischen Gesprächen, weiß Marc Wübbenhorst vom Architekturbüro alberts.architekten, das die Arbeiten begleitet. Das Büro moderiere häufig Beteiligungsprozesse, so Marc Wübbenhorst, „aber diese Form der Partizipation und Öffnung ist etwas Besonderes. Es hilft dabei, Wohnungslose aus der Unsichtbarkeit zu holen.“

Die Herberge zur Heimat Himmelsthür ist eine Tochter der Diakonie Himmelsthür und seit 2014 Träger der Unterkunft. In der Gartenstraße gibt es einen Tagestreff, außerdem wohnen hier 20 Männer, die im Schnitt zwei Jahre bleiben, ehe sie in eigene Wohnungen umziehen. Neun weitere Zimmer stehen in Drispenstedt zur Verfügung, in weiteren Wohnungen wird ambulante Betreuung angeboten.

Text: Wiebke Barth (Kultur & Kommunikation, Am Ratsbauhof 1c, 31134 Hildesheim)

Quelle: Hildesheimer Allgemeine Zeitung

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